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Der große Shaw Brothers Filmthread

Diskutiere über asiatische Filme, Darsteller oder alles andere, das den Asien-Film-Fan interessiert.

Beitragvon Mic am Mo, 20.02.2006, 14:28

The Delinquent
DT: Sheng Chang und die Karatebande
AT: Street Gangs of Hong Kong

Der mittellose junge John Sum [ Wong Chung ] wird vom Geldsack Lam [ Tung Lam ] mit allen möglichen Schikanen umworben, ihm die Safekombination seines Vaters [ Lo Dik ] zu verraten. Dieser ist nämlich alleiniger, aber dafür umso beflissener arbeitender Wachschutz in einem Warenhaus; im Safe liegt der Schlüssel zum Lager. John weigert sich erst standhaft, willigt aber nach einigen Differenzen mit seinem Vater unter der Bedingung ein, dass diesem nichts passiert. Lam nimmt die Kombination und kümmert sich nicht weiter um die Auflagen...

Ein Delinquent [ Nichtsnutz, Halunke, Scherge ] ist der Ausführende eines Delikts, einer unerlaubten Straftat. Lässt sich aus dem Lateinischen `delinquere` herleiten, das mit `sich vergehen` übersetzt wird. Der Terminus im angloamerikanischen [ und französischen ] Sprachraum wird als Überbegriff für Dissozialität und Verwahrlosung gebraucht.
Die Shaw – Variante eines Sozialdramas [ verbunden mit einem Actionfilm ] erklärt die umfassend verstandene Kategorie von Delinquenz auf seine Weise und schafft dabei innerhalb seiner Geschichte das Porträtieren der Definitionen ebenso wie die Zeichnung der Entstehungsbedingungen.
Das Spannungsfeld Individuum – Gesellschaft wird aufgeworfen; die verwickelte Interaktion der vielzahligen pathogenen Faktoren für die Entstehung der Straffälligkeit betont.

Damit hat der Film auch das Problem, dass er für eine Klientel sicherlich nicht so wirklich ansprechend ist, denn er nimmt sich durchaus Zeit für die Geschichte. Die schnell zusammengefasst, aber eben trotzdem nicht innerhalb kürzester Zeit zu klären ist. Gleichzeitig geht dann auch irgendwie einerseits zuviel Zeit dabei drauf und andererseits zu wenig, aber als eine Variante der Darstellung innerhalb einer Actionoffensive wirkt es dennoch gelungen.

Verantwortlich dafür zeigt sich neben Vielstschreiber Ni Kuang und der Idealbesetzung Wong Chung das aberrante Regieduo Chang Cheh / Kuei Chi Hung, wobei besonders das letztere einige Fragen aufwirft. Erstmal ist die Kombination eben nicht gewöhnlich, dabei beide Herren nun mal keinen gleichen Stil haben. Und dann fällt vor allem Chang Cheh selber bei der Inszenierung und dem Setting heraus; dass Sujet scheint unpassend für ihn ebenso wie die Handlungsweise des Filmes. Seine Mitarbeit ist also fraglich bzw. die Antwort, wieviel er daran mitgewirkt hat. Im Gegenzug ist aber Kueis Regie etwas glatter als sonst; es werden bis auf Ausnahme des Showdowns keine Extreme aufgezeichnet.
Das sieht im psychedelisch – aggressiven Vorspann noch anders aus; dort werden die Erwartungshaltungen auch etwas zu weit vorgeschoben.
Titel“held“ John durchbricht im vollen Lauf mehrere Holzwände, die allesamt mit Gegenden seines Lebens bemalt sind. Er bricht also wörtlich aus, aus seinem Leben.
Woraus genau, und wie er es versucht wird dann aufgezeichnet.

John arbeitet als Lieferjunge sowie Tellerwäscher in einem schon recht siffigen „Restaurant“, dessen nicht wikrlich appetitanregender Zustand die Kunden aber nicht zu stören scheint. Wahrscheinlich sind sie das aus der Gegend bereits gewohnt und haben sich deswegen angepasst; die Stadtschlucht wirkt ansonsten recht klaustropobisch, zugebaut von allen Seiten und innendrinnen die Menschentrauben.
Neben den soziologischen Ansätzen wird auch die Individuumszentrierte These beachtet; dass aus der emotionalen Deprivation entstehende Unvermögen, tragende zwischenmenschliche Beziehungen und Bindungen einzugehen: John findet keinen Kontakt zu anderen; selbst die Bezugspunkte mit Freundin Elaine [ Lily Li ] sind sehr dünn.
Er wohnt bei seinem Vater, dessen Wohnung auch mehr den Eindruck eines Verschlages macht. Die Mutter hat sich scheiden lassen und ist jetzt mit einem reicheren Fleischer zusammen; Vater und Sohn kommen auch nicht wirklich miteinander klar, da unterscheiden sich die Vorstellungen zu arg. Wobei beim Sohn auch die Devianz [ Aus dem lateinischen `de vius` = abseits vom Wege, verirrt, unstet, töricht ] hervorkommt und als Reibungspunkt dazwischen steht.
Der Vater hat sein Leben lang geschuftet, aber nichts erreicht. Der Sohn will nicht so enden, sondern mehr schaffen. Dass er die Tagelöhnerjobs verliert, kümmert ihn deswegen auch nicht, da damit eh kein grosses Geld zu machen wäre. Nach seinen Worten reicht es nicht mal fürs Trinkgeld für die Prostituierten; die Zeit kann er auch anders und für ihn besser nutzen.
Der Vater reagiert öfters impulsiv; sein Temperament bricht ohne Vorwarnung mit ihm aus und führt zu unüberlegten Handlungen, die erst später bedauert werden. Der Sohn hält sich die meiste Zeit zurück, lässt sich viel gefallen. Man sieht nur an den Blicken und seiner Mimik, dass es brodelt und jederzeit eruptieren kann.

Das tut es dann auch; Schikanen von Cripple [ Dean Shek ] und seiner Gang werden nicht dauerhaft hingenommen, sondern irgendwann auch beantwortet. Ebenso wie das Fordern von Cripples Bruder Big Sean [ Fan Mei Sheng ], die Schulden mit dem Verbrechen zu bezahlen dann in der stetigen Bedrängnis auch auf Gegenwehr stossen.
Die Kampfszenen - wie üblich vom Team Lau Kar Leung / Tong Gaai choreographiert – sind bereits gut in das unsentimentale Drama eingestrickt; steigern sich auch analog zu den Effekten der Stigmatisierung, aber nehmen sich anfangs zurück. Zu Beginn finden sie zumeist ausserhalb statt: John prügelt sich mit der pöbelnden Gang auf dem örtlichen Schrottplatz sowie über die Strassen in einen Abwassergraben hinein; und wird später von Motorradfahrern attackiert.
Wem es dahin noch zu lange dauert, da die Charakterisierung der Figuren und ihrer Umstände Vorrang hat: Die letzten 30min sind durchweg Action; diesmal in einem immer mehr begrenzten Raum. Holzfabrik, Sums Warenhalle, Big Seans Nachtclub und Lams Penthouse hoch über der Stadt stellen die Örtlichkeiten für die Auseinandersetzungen dar; die Aneinanderreihung von Effect Shots nach diesem emotionalen Aufbau bringt einen bis heute schier unglaublichen Wirkungsgrad hinein.

Furiose Wiederentdeckung; empfohlen.

8.5/10
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Mic
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Beitragvon Mic am Do, 09.03.2006, 14:40

A Deadly Secret
Der junge Ti Yuen [ Ng Yuen Jun ] wird unschuldig ins Gefängnis gesteckt, um in Ruhe den dort befindlichen Ting Dien [ Jason Pai Piao ] auszuhorchen, der als Einziger um das Tödliche Geheimnis weiss. Ting Dien misstraut erst dem neuen Mitbewohner; sieht allerdings dann schnell, dass er von nichts weiss und nur selber der Intrige seines Lehrmeisters Qi Cheung Fat [ Tong Kam-tong ] aufgesessen ist. Während Qi neben seinen Brüdern und der halben Welt von aussen hinter das Rätsel kommen will, versucht es der ortsansässige Magistrat Ling Tui Si [ Yueh Hua ] innerhalb der Mauern und setzt dafür auch seine verliebte Tochter Ling Seung Wa [ Si Si ] ein...

Heutzutage nur noch wegen seinem Regisseur und dessen durch Men behind the Sun bzw Black Sun – The Nanking Massacre festgelegten Ruf verkaufbarer Shaw – Film, dessen sonstige Qualitäten nicht ausreichen würden, ihn aus der Masse des Angebotes hervorzuheben.
Das man ihn nun primär über seinen Macher Mau Dui-Fai vertreibt und auch einige indirekte Verbindungen zu seinen späterer Werken knüpft, legt die Messlatte fehlerhaft an und ergibt daraus falsche Erwartungen und wahrscheinlich sogar ein Mehr an Enttäuschungen.

Nun ist der Film zwar durchaus etwas anders gestrickt als die übliche Shaw – Ware, aber nur zu einem relativ kleinen Prozentteil. Richtige Exzesse sind bis auf ein, vielleicht zwei Foltereinlagen nicht zu finden; optisch auffallend ist vor allem die fast ständige Dunkelheit, die das moralische Paradigma von Verrat, Betrug, Gier und Tod atmosphärisch dicht einkleidet. Ebenso wie die Tatsache, dass auch die sonstigen Farben hierbei sehr abgeschwächt wirken, geradezu blass.
Die visuelle Ummantelung reicht allerdings nicht aus, die eher dünne Geschichte für die gesamte Zeit zu transportieren, zumal das Drehbuch von Ni Kuang ungünstig aufgebaut ist. Die erste Hälfte legt den Jetzt – Zustand fest und erzählt in der zweiten die Damals – Ereignisse, dessen Bebilderung man aber gar nicht bedurft hätte. Soweit kann man noch mitdenken und sich die entsprechenden Vorgänge allein ausmalen; etwaige Erklärungen durch erlebte Rede und den inneren Monolog wären nicht mehr nötig gewesen.
Der Überbau der Rückblenden ist beileibe nicht verwirrend, aber trägt zu nichts bei; eher noch brechen sie in sirher assoziativen Erzählung die mühsam konzentrierte Form viel zu weit auf. Dementsprechend verliert sich das Interesse dann natürlich endgültig, auch vorher wird nicht gerade für Intensität gesorgt.
Das liegt vor allem daran, dass die Umstände nie glaubhaft erscheinen und auch die Verhaltensweisen mehrerer Beteiligter mit einigem Unterbau weder motiviert noch logisch wirken:

Ting Dien ergeht die ganze Qual nur, damit er in der Nähe von Ling Seung Wa sein kann; wegen ihr wartete er auch mal ein halbes Jahr vor ihrem Tor, ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Das ist von den Gefühlen her ja sehr edel, aber dergleichen Unrationalität wird man wohl nicht nur in der heutigen Zeit als sehr weit hergeholt und unplausibel attestieren und lässt sich auch nicht einfach mit den Umständen und der literarischen Vorlage „Requiem of Ling Sing“ [ Louis Cha, 1963 ] voraussetzen. Die Mischung aus Lächerlichkeit und Ernst macht zumindest nicht sonderlich viel einleuchtender, wieso er seine Kraft – kann Eisenstangen verbiegen, Ketten brechen etc – nicht dafür nutzt, um mit seiner Angebetenen abzuhauen, sondern immer nur nachts mal ein Schäferstündchen bei ihr auf dem Balkon einlegt und dann wieder brav in seinen Kerker zurückkehrt.
Sowieso herrschen in der Festung Zustände wie beim Frauenknast Reutlitz; reges Kommen und Gehen von weiteren Wissbegierigen zeugt nicht gerade von einem Hochsicherheitsgefängnis.
Einmal bricht der feindliche Hue Dao Clan ein; später lässt sich die restliche Bande samt Anführer sogar freiwillig in den Todestrakt einsperren, nur um beide Male anschliessend von Ting Dien zerrupft zu werden. Dieser legt auch mal hier und da einen aufmüpfigen Wärter um, lässt sich aber ansonsten brav zur allmonatlichen Misshandlung schleppen; die Knochen brechen und sich mit einem angespitzten Holzstab penetrieren.
Wirklich naheliegend im Benehmen ist etwas anderes. Realitätsnähe nicht zu finden.

Ähnlich unstimmiges Fehlverhalten legen auch andere Hauptbeteiligte wie Ti Yuen [ hält fast bis zuletzt zu seinem Lehrer Qi Cheung Fat ] oder Ling Tui Si [ das Lebendig Begraben seiner Tochter ist eigentlich komplett nutzlos ] an den Tag, so dass eine emotionale Einbeziehung in das abstrakte Geschehen nicht möglich ist. Auch nicht über die schon so nicht wahrlich beeindruckenden Darsteller, die auch noch mit sichtlich falschen Bärten und Perücken gestraft sind.
Hinterher fallen einem dann noch einige Schnitzer in der Struktur auf, die den Rest unterminiert. So wusste Seung Wa die ganze Zeit das Tödliche Geheimnis eben nicht, kann es aber vor ihrem Tod trotzdem aufschreiben.
Erklärung dafür: Fehlanzeige.

Die fällige Action von Chen Ti Ko und Tyrone Hsu Hsia geht soweit in Ordnung, berauscht aber abgesehen von einigen wenigen gut gesetzten Einzelaufnahmen nicht. Dort ist auch das Problem, dass übermässige Kampfeinlagen zu dem residualen Geschehen fast vollständig kontraindiziert wirkt; es stört mehr als das es nötig und überzeugend wäre.
Auch das war bei dem gleichjährigen, settingsähnlichem The Heroes [ DT: Ti Lung – Die tödliche Kobra ] anders, der nicht nur deswegen vorzuziehen ist.

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Beitragvon Mic am Sa, 11.03.2006, 15:50

Bruce Lee and I
Die Hostess und Gelegenheitsschauspielerin Betty Ting Pei [ Betty Ting Pei ] meldet nach einem Schäferstündchen mit ihrer Affäre Bruce Lee [ Danny Lee ] dessen Tod an die Öffentlichkeit. In der Folge sieht sie sich wüsten Beschimpfungen, unzüchtigen Belästigungen und sogar gewalttätigen Attacken von mit Nunchakus bewaffneten Bruce Lee - Fanboys gegenüber. In der Not redet sie sich ihren Frust gegenüber einem Barkeeper von der Seele...

"I don't know what Bruce sees in this woman."
Kurz nach Bruce Lees Tod entstandenes Biopic, dass gemäss dem Titel den Fokus auf die Beziehung zwischen ihm und dem Starlet Betty Ting Pei legt und ansonsten keine neuen Kenntnisse in die Umstände bringt. Aufgezeigt wird fast einzig das Privatleben der beiden, zumeist abgeschottet von der Umwelt ebenso wie vom Beruf; mehr ein Pseudo - Liebesdrama als alles andere.

Innerhalb eines kürzesten Zeitraums produziert und die pragmatischen Aspekte der Verkäuflichkeit als Hauptgrund im Hinterkopf [ Tod des Idols, addiert mit Sexszenen des Sternchens ] entspricht man dann nicht nur formal einer Kolportage, sondern auch materiell: Obwohl man Gerüchten und Spekulationen selbst begegnen und aufklären will - Ein Geheimnis bildet den Auslöser -, verbreitet man doch nichts anderes. Der Film ist von vorne bis hinten Gesellschaftsklatsch in Trivialform; nur hierbei eben aus erster Hand. Was aber durch die Mitarbeit und sogar aktiven Darstellung der letzten lebenden Beteiligten nicht nur fadenscheinig, sondern auch recht unpassend wirkt.
Über ihre Persönlichkeit selber lassen sich auch nur Vermutungen anstellen. Aber anhand dieses Projektes lässt sich zumindest erkennen, dass wenn die realen Bedingungen fehlen, um ihre Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit und Ruhm zu befriedigen eben auch nicht davor Halt gemacht wird, dieses Begehren privatisiert und fiktiv als Wunscherfüllungstraum zu stillen.

"I'm an actress, not a stripper."
So gleicht bereits die Einführung einem arg übertrieben und vor allem schlecht geschriebenen Groschenheft: Betty hatte eine schwere Kindheit und bekommt keine Aufmerksamkeit im Elternhaus. Sie war eine einsame Studentin, die von allen gemieden wurde und ihre Zuflucht als Zuschauer im Kino suchte, wo sie davon träumte, auch mal ein Filmstar zu werden. Von ihren Kommilitonen deswegen gehänselt wehrt sie sich und fliegt prompt von der Schule. Der böse Produzent Lo [ Chin Ti ] verspricht ihr die Zukunft, macht sie mit gepanschten Wein auf der Besetzungscouch bewusstlos und erpresst sie später mit Nacktfotos.
Als sie schon Selbstmord begehen will, spricht plötzlich doch tatsächlich eine Stimme [ Gott ? ] zu ihr und prophezeit ihr Gutes in der Zukunft.

Das Shawscope - Format täuscht jedenfalls kaum darüber hinweg, dass man sich eigentlich auf niedrigstem Niveau der Regenbogenpresse befindet; wäre der selbst attestierte Anspruch und das Gedenken an einen Toten nicht, würde man sich an reinem minderwertigem Trash amüsieren. So hat es aber ständig ein bitteren Nachgeschmack; man will nicht so recht über die schlechten Darstellungen, die dargebrachte Banalität und etwaige üble Nachrede lachen. Über dem Kontext ist der Film allerdings nicht gänzlich uninteressant.

Von Skript und Inszenierung her ist der Mut zum Einfachen hierbei bezeichnend, Schwächen in kompositorischer und sprachlicher Hinsicht werden kaum durch die übermäss starken Gefühlen überspielt. Vor allem die Liebe erscheint masslos kitschig und gleichzeitig falsch und hält deswegen nur schwach als Bindeglied der unzureichend verflochtenen Handlungsstränge her. Die Geschehnisse sind zwar getragen von seinen strikt dualistischen Gegenwelten Intimes Heim als Zuflucht - böse Umgebung als Störfaktor, aber ergeben nur mangelhaft ein Ganzes; zu viele Inkonsequenzen in der Handlungsführung.
Ernstere Themen wie Rassismus werden nur kurz angesprochen und ergehen sich zumeist in einer kleineren Prügelei, auch auf das Problem des Ehebruchs wird kaum eingegangen.
Lee erwähnt seine Frau und seine Kinder zwar mal, dankt ihnen auch für die Unterstützung und darf sogar mal mit ihnen telefonieren, aber ansonsten spielen sie zumindest hierbei keine Rolle in seinem Leben.

"Don't take me for a brainless Kung Fu Actor."
Auch wer sich Einblicke in die Filmproduktion erhofft hat, bleibt aussen vor. Einige wenige Male finden kreative Gespräche der Produzenten statt; die aber meist darauf hinauslaufen, dass sie um den Ruf ihres Stars fürchten oder halt wenig begeistert davon sind, dass ihnen dieser seine Bettmieze als Hauptdarstellerin aufdrücken will.
Die Szenen am Set direkt sind bis auf den Dojo - Kampf aus Fist of Fury überhaupt nicht von den Filmen inspiriert und zumeist auch nur sekundenkurz. Der Rest der Handlung wird durch künstliche Ereignisse und Abenteuer aufgebauscht, die Bruce im Kampf gegen Herausforderer und Schuldeneintreiber positionieren.
Sowieso bleibt vom Mythos hier kaum was über, was dann auch an der Impersonifikation von Danny Lee liegt. Von der kaum vorhandenden Ähnlichkeit bis zur auffallend fehlenden Präsenz hinaus erscheint Lee hier meistens nur entweder wie ein Depp oder gleich als Proll. Der Drogen konsumiert, trinkt und bei kleinsten Gelegenheiten gegenüber von vornherein Schwächeren ausfällig und handgreiflich wird. Da stört es dann schon nicht mehr, dass sich die Figur meistens konträr zum selber Gesagten verhält. Falls dieses überhaupt mal einer Aussage entspricht; desöfteren ergehen sich die Dialoge in inhaltsleerer Frage und Gegenfrage.

Wer sich zumindest auf der Actionseite besseres erhofft, muss auch eher zurückstecken. Lange Zeit passiert nämlich nichts, am Ende hin wird etwas von den Action Directoren Yuen Woo Ping / Tong Gaai aufgestockt. Geht soweit in Ordnung, aber kann auf keinen Fall alleine als Ehrenrettung gelten.
Trotz des Bonus eines namhaften Studios im Rücken und einiger bekannterer Gesichter im Cast [ zum Beispiel wird allein der Fanclub von Yuen Cheung Yan, Alan Chui, Chin Yuet Sang und Chui Fat gespielt ] bleibt man also den Grundzügen und Intentionen von Bruceploitation nur treu und beutet den Verstorbenen für seine Zwecke aus.
Den Anschein, seine letzten Tage und Nächte zur Wahrheitsfindung nachzustellen, hätte man sich also gleich sparen können.

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Beitragvon Mic am Di, 14.03.2006, 9:14

Brothers from the Walled City
Der junge Xiao De [ Chin Siu Ho ] geniesst trotz eingeschränkter Möglichkeiten und Warnungen seines älteren Bruders Da De [ Phillip Ko ] das Leben; vertreibt sich die Zeit mit seiner Freundin Cheung Mei Ling [ Liu Lai-ling ] ebenso wie mit Mutproben und kleineren Rebellionen. Dabei tritt er allerdings einmal dem Triaden Yi Ching [ Wong Ching ] auf den Schlips, der seinerseits Revance will. Während sich dieser persönliche Zweikampf hochstillisiert, muss Mei Ling ihrem Vater, Officer Cheung [ Johnny Wang Lung Wei ] beichten, dass sie schwanger ist. Dieser besteht auf einer Abtreibung ebenso wie auf die Bestrafung von Xiao De und hetzt den eh schon angestachelten Yi Ching los...

Urbanes Drama aus der Shaw – Schmiede, die Anfang der 80er Jahre dem New Wave Trend ebenso folgten und auch Filme mit sozialen Themen ins Programm aufnahmen; als gelungeneres Exemplar ist das Clarence Ford Frühwerk On The Wrong Track [ 1983 ] zu erwähnen.
Brothers from the Walled City besitzt ähnliche Elemente von beizeiten verbauter Zukunft, wenig Hoffnung auf Änderungen in der Lebensperspektive und Stolpersteinen auch von staatlicher Seite in einem eingegrenzten Territorium, kann allerdings weniger Wirkung aus seinem Gerüst beziehen; ganz einfach weil es nicht sorgfältig und überlegt genug aufgebaut ist.
Besass der Ford – Film fast zuviel Depression und zeichnete ein vollständig pessimistisches Bild der damaligen Zeit, dass mehr an eine frühere Form der Apocalpyse erinnerte, so geht Regisseur Nam Nai Choi [ Story of Ricky, The Cat, The Seventh Curse ] in seinem ungewohnten Solodebüt einen etwas anderen Weg. Leider vermischt er allerdings die durchaus vorhandene Atmosphäre mit einigen low brain Pennälerscherzchen, die dann auch noch als Auslöser allen Übels präsentiert werden und vermag so über weite Teile keine einheitliche, griffige Stimmung aufzuzeichnen.

Das macht sich bereits im Prolog bemerkbar, der erstaunliche 20min und damit fast ¼ der Laufzeit in Anspruch nimmt: Xiao De und Da De sind hierbei noch Kinder, die natürlich noch mehr Schabernack als den Ernst des Lebens im Sinn haben, aber ihre Lektion schnell lernen müssen. Dies tun sie aktiv und auch passiv von ihrem Vater Chan Yuan Loong [ Kwan Hoi San ], der sie über das Umfeld Walled City aufklärt und belehrt und dann durch seinen gewalttätigen Tod als abschreckendes Beispiel gelten sollte.
Hierbei wälzt man sich geradezu in der von Überpopulation vollgestopften Lasterhöhle: Nutten, Drogen, Falschspiel und Überfälle sind an der gesetzlosen Tagesordnung und machen eben auch keinen Umweg über die anwesenden Kinder, die ihre tägliche Dosis von Illegalität, Schwarzmarkt und sozialen Elend eben genauso mitkriegen wie alle anderen.
Der Titelbezug der Ummauerten Stadt – das Ghetto ist seit 1991 von der Regierung „entmietet“ und 1993 ganz abgerissen worden – entfaltet hierbei auch seine ganze Wirkung, allerdings wird der Schauplatz des zugebauten, labyrinthischen Slums danach auch nicht mehr genutzt.
Ebenso wie die Möglichkeit, daraus einen Sozialisationseffekt [ Zusammenhang zwischen sozialer Schichtung und kriminellem Handeln ] herzuleiten und sich mit den Theorien der differentiellen Assoziation oder der Anomie wenigstens ansatzweise zu beschäftigen.

Der Ersatz der Location ist dann auch nur halbwegs gelungen; ähnlich wenig effektiv wie die auf Dauer beibehaltene konkurrierende Mischung aus Spass und Ernst.
Der Scherzchen von Xiao De und einige Goofs in der Besetzung tragen einige Zeit die Alleinlast des Handlungsschwerpunkts und vermeiden so den Aufbau eines geschlossenen Narrationsrahmens. Zwar wird es später deutlich ernster; aber die ewigen Retourkutschen bleiben und damit der Eindruck, dass alles eben aus aggregierten Nichtigkeiten und Banalitäten entstand. Was zur Folge halt, dass das Prinzip von Ursache – Wirkung hierbei trotz der Tit for Tat Strategie weniger schlüssig ist als eben rein der Skriptlogik folgend.
Dazu gehört auch, dass man sich weniger mit den Darstellern identifizieren kann; keiner bekommt so richtig ein Bein auf die Erde und handelt nach verständlichen, nachvollziehbaren Intentionen:
Xiao De lässt sich treiben, als Spielball benutzen.
Da De macht lange Zeit gar nichts, ausser seinem kleinen Bruder mal die Leviten zu lesen; was auch ebenso frustierend ist wie die Tatsache, dass er ausgerechnet dem Bad Guy in der Geschichte die ganze Zeit zuspielt.
Bei Yi Ching fragt man sich, ob er nichts anderes zu tun hat, als sich mit Halbstarken anzulegen und Officer Cheung ist so deutlich negativ gezeichnet, dass es schon fast absurd wirkt, wieso er solange weitermachen kann.

Die lange aufgestauten Aggressionen zwischen den Beteiligten finden auch kaum eine Auflösung, das blink or you‘ll miss Ende ist mehr oder minder ein herber Antiklimax; zumindest in Betracht der Tatsache, dass man sich vorher eine ganze Zeitlang in nicht ganz begreiflicher Tragik suhlen durfte.
Eine Katalisation durch Action findet sowieso kaum statt, hier und da gibt es einige ruppige Ausbrüche, die aber dennoch zu wenig Wirkung besitzen.

„Halbgar“ ist dann auch der hauptsächliche Eindruck; einige gute Ideen und Umsetzungen werden leider mehr zunichte gemacht als genutzt. Schade.

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Beitragvon Mic am Do, 16.03.2006, 9:20

Mahjong Heroes
Yau Bun Lap [ Kwan Hoi San ] will sich aus dem Mahjong – Geschäft als Spieler und Eigentümer mehrerer Clubs zurückziehen; dafür sucht er einen geeigneten Nachfolger. Seiner jüngeren Frau May [ Betty Ting Pei ] traut er aus begründeten Umständen nicht so recht über den Weg, arbeitet und flirtet diese doch Hand in Hand mit seinem Konkurrenten Kuo Chu [ Yueh Hua ] zusammen. Deswegen stellt er ihr seinen Schwiegersohn Johnson [ Chin Siu Ho ] zur Seite, den er extra aus den UK abzieht. May wertet das als Affront und fordert den für sie unbequemen Störenfried zum alles entscheidenden Spiel in 6 Monaten heraus...

Auch vor God of Gamblers gab es Spielerfilme im kantonesischen Kino; die letzte grosse Schwemme vor der Flutaktion ab 1990 war in den früheen 80ern. Interessanterweise hatte dort ebenfalls Wong Jing mehr als nur seine Finger im Spiel, so schuf er zum Beispiel als Regisseur Challenge of the Gamesters [ 1981 ] und Winner takes All [ 1982 ]. Hierbei war er zwar nur für das Skript zuständig, aber der gesamte Film sieht ebenfalls genau nach seiner Handschrift aus. Nur viel eintöniger; diesmal keine wilde Mischung von Genres, sondern striktes, farbloses Erzählen. Die Regie vom weitgehend unbekannten Lee Pooi Kuen auch nur als Makulatur.

Wenn das erste Wort „Pong“ lautet, weiss man dann auch recht früh, in welchem Setting man sich befindet; den Spieltisch verlässt man jedenfalls nicht allzu häufig. Von Anfang zum Ende schliesst sich der Reigen um das chinesische Gesellschaftsspiel, das als pragmatisches Handlungselement den Hauptplot bestimmt; selbst in den Rückblenden. Wer die Regeln nicht kennt und dann nur Steinchengeschiebe vor sich sieht, hat wie üblich ein Problem; allerdings nicht ganz so stark wie im furchtbaren Fat Choi Spirit.
Hierbei entfaltet sich nämlich zwischendurch nämlich eine, wenn auch sehr dünne Geschichte; die Transition zu einer richtigen Erzählung bleibt zwar aus, aber man kann sich zumindest notdürftig behelfen.
Gut gegen Böse ist natürlich das Schlüsselwort, dazu eine Lehrer – Schüler – Beziehung wie in den kürzlich vorher gedrehten Martial Arts Komödien.
Das allein reicht noch nicht, um sinnvolle reduzierte Graphen in der Narration zu bauen; interessant sind abseits des Plots vor allem die Besetzung und die zeitlichen Umstände; zumindest die Nostalgiefans kommen hier und da mal auf ihre Kosten.

Das Drehbuch bauscht sich ansonsten sehr künstlich auf. Der Beginn zeigt viel Unnötiges [ eine zusammenhangslose Gerichtsverhandlung, ein danach nicht weiter erwähntes Tournament ] und versucht dann sein Heil in der Ausrede, dass Johnson keine Ahnung vom Spiel hat und deswegen ein konsekutives Studium verpasst bekommt: Erst wird er zum alten Alkoholiker Ping Wu [ Lau Hak Suen ] geschickt und darf sich dort auch mit dessen drei Enkeln messen; nachdem er die Grundzüge soweit mitbekommen hat, folgt mit Yin Xi Liu [ Patrick Tse Yin ] die zweite Stufe, die auch noch ein dezidiertes Training voraussetzt.
Jeweils drei Monate natürlich, die man auch Kuo Chu nicht untätig rumsitzen sieht. Allerdings macht er nicht wirklich viel, um den schnell fortschreitenden Konkurrenten auszuschalten; mal mit Ping Wu mit einer Ladung Schnaps besuchen, mal schon etwas handgreiflicher drohen. Eine richtige Pattsituation wie in späteren Werken erfolgt gleichwohl nicht: wer hier gezückte Knarren und Schusswechsel sucht, ist noch mehr fehl am Platze und sieht sich mit einer eher harmlosen Attacke von Wasserscootern sowie einer schrottreifen car chase vertröstet.
Das ist umso betrüblicher, als das die Atmosphäre samt Umstände mehrmals lauthals nach etwas mehr Aufregung ruft, aber eben ungehört verhallt. Auch andere ernstere Tatsachen wie zum Beispiel der offen ausgeführte Ehebruch werden sehr stark ignoriert; der damalige Starttermin zum Chinese New Year erklärt ohne weitere Worte warum.

Stattdessen wird natürlich der Humorpegel bedient; die gerneüblichen Goofs und Grimassen sind auch vorhanden, nur ebenso traditionell weniger lustiger als vielleicht mal geplant. Als Hauptnerv gilt dabei Jackie [ Johnny Koo ], der keinerlei Funktion in der Geschichte hat, aber als Kumpel von Johnson genügend Rechtfertigung besitzt, um einige Male seinen Schabernack treiben zu dürfen. Eine Zwischenschaltung sieht einen Mr. Lai [ David Lo ] seine schlechten Witze reissen; die Ideen und ihre Umsetzung dabei sind eher gering und machen die Laufzeit nicht gerade interessanter.

Auch das Ende geht natürlich seinen wohlbekannten Verlauf und vermag durch die belanglose Regie noch weniger Intensität reinbringen als selbst bei einem prognostizierbaren Ausgang gebräuchlich. Akzente werden gar nicht gesetzt, auch die hohe Anzahl eigentlich fähiger Darsteller fühlt sich nicht wirklich verpflichtet, sich etwas mehr ins Setting einzubringen. Einzig Yueh Hua hat hier und da mal böse zu gucken, Patrick Tse raucht die ganze Zeit eine nach der anderen und bewegt sich aufs Beineverschränken gar nicht.
Der blutjunge Chin Siu Ho darf nur ganz kurz mal einen Ansatz seiner akrobatischen Fähigkeiten zeigen und würde ansonsten gar nicht weiter auffallen, wenn er nicht später noch eine formidable Karriere hingelegt hätte. Und der Rest macht halt nichts, bis auf sich um das Spiel der Winde zu kümmern.

Das langt nicht.

4/10
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Beitragvon Mic am Do, 16.03.2006, 19:45

River of Fury
Der junge Yezhuangzi [ Danny Lee ] will nach dem Tod des Vaters und der Abzahlung der offenen Schulden das Leben erkunden; hinaus in die weite Welt. Dafür bietet sich ein Job auf dem Boot von Duobo [ Ku Feng ] am besten an, der die Theatertruppe von Boss Wang [ Yeung Chi Hing ] befördert. Dieser hat mit seiner Hauptatrice Ge Yiqing [ Lily Ho ] auch einen kommenden Star an Bord, der von ihrer Mutter [ Ouyang Shafei ] noch extrem unter Erfolgsdruck gesetzt wird. Yezhuangzi verliebt sich in Yiqing und macht ihr einen Antrag, der von der Mutter mit der Zahlung von 3000 Dollar als Mitgift genehmigt wird. Zur Abzahlung muss er sich aber am Drogenhandel von Duobo beteiligen...

Regisseur Chang Tseng - chai hat eine Vorliebe dafür, das ihm zugeteilte Material möglichst in einer recht kurzen Laufzeit abzuhandeln, so weisen The Casino und The Fugitive sogar noch eine geringere Ausbreitung auf als River of Fury, der auch nur knapp auf 80min erreicht.
Das Problem speziell hierbei ist vor allem, dass diesmal die Geschichte auch für mehr gelangt hätte; so wirken einige Punkte sehr schnell abgehandelt und hätten mit stärkerer Betonung auch mehr Ausdruck erlangt.
Andere Elemente sind dafür wieder zu häufig angesprochen, deren Artikulation man gar nicht gebraucht hätte. Als wenn Chang unsicher war, was für den Fortgang wichtig ist und was nicht und die falsche Wahl getroffen hat.
Trotzdem schafft er den gesamten Erzählbogen, da die wichtigsten Sequenzen alle gelungen sind; besonders die notwendige Personenkonstellation ist trotz der Kürze präzise herausgearbeitet. Veränderungen der Emotionen bzw der Motive und damit der aller Hauptcharaktere sind nachvollziehbar und auch rational logisch; hat also alles einen sehr sicheren Stand in der Konstruktion.
Aber der Rest drumrum zieht das Ergebnis immer wieder runter.

Missfallen haben vor allem die ständigen Aufführungen der kleinen Theatertruppe, die ihre Stücke dann anscheinend in gesamter epischer Breite präsentieren dürfen; gefühlt zumindest. Wer ein Faible für die Chinesische Oper hat, kann sich ja gerne an den Sprechdialogen in Versform zur Begleitung der viersaitigen Mondgitarre erfreuen, aber alle anderen sind verdrossen.
Wenn die gespielten Stücke eine Hinführung oder anderen Bezug auf den Filminhalt hätten, wäre nichts dagegen auszusagen. Obwohl sich die verschiedenen Medien mit den identischen Themengebieten wie Anprangerungen gegen gesellschaftliche Mißstände, Treue von Männern und Frauen, Liebes- und Heldengeschichten durchaus für eine Überschneidung anbieten würden, wird das wird aber nicht genutzt.

Nun wundert es im Nachhinein, wieso man derartiges Füllmaterial – grob gesagt – überhaupt brauchte, lässt man die für eine Emphasis wahren interessanten Elemente nämlich fast komplett aussen vor.
So wird Yezhuangzi mal eine Woche mit wichtigem Auftrag von Duobo weggeschickt und verschwindet damit einfach im Off, ohne auch nur annähernd zu erwähnen oder gar zu bebildern, was in der Zeit vor sich ging.
Die Präferenzen der Handlungsführung unterscheiden sich da doch erheblich von denen den Zuschauers; auch der Titel in seiner Verweisung auf Fist of Fury trägt seinen Anteil dazu bei, dass man eher was anderes als erwartet und auch gehofft zu sehen bekommt.
Mehr Drama als Action, mehr gescheiterte Liebe und aufgegebene Träume als Kampf gegen Ungerechtigkeit.

So ist auch das Martial Arts recht klein geschrieben: Ein fast nur als Alibi für eine spätere Annäherung des damaligen Liebespaares wirkender Fight sieht den aufdringlichen Mr. Zhang [ Fan Mei Shang ] auch die strahlende Yiqing umschwärmen, aber einen Korb bekommen. Das wird erst mit Buhrufen quittiert und dann mit Erstürmung der Bühne; Yezhuangzi und Duobo eilen tatkräftig zur Hilfe.
Der Showdown kommt mehr oder minder out of nowhere. Einen Zeitsprung von zwei Jahren macht man so abrupt, dass man dann noch gar nicht aufnahmebereit für etwas anderes ist, ein Grossteil der Wirkung wird damit auch verspielt.
Die Choreographie von Yuen Cheung Yan und Yuen Woo Ping geht soweit in Ordnung, lässt aber die extremen effect shots wie in The Casino völlig missen; ausserdem ist das Ausmaß [ = Zweikampf ] eher bescheiden.

Die Endszene selber ist gut, wäre der eine falsche Aussage beinhaltende Monolog nicht; in der der Protagonist gleich seinen allerersten Schritt bereuht. Die Möglichkeit eines nur stabiles Jetztzustandes ohne jedweger Veränderung und Risiko ist wohl kaum die bessere Alternative zu etwas im Leben wagen und scheitern.

Hat trotzdem gefallen – vor allem die Performance von Lee ist überraschend überzeugend -, aber hätte nicht so oft in die falsche Richtung inszeniert werden müssen.

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Beitragvon Mic am Sa, 18.03.2006, 21:23

The Fugitive
Die beiden eingeschworenen Gauner Liao Fei Lung [ Lo Lieh ] und Ma Tien Piao [ Ku Feng ] machen mit Banküberfällen die Gegend unsicher. Das Militär ist nicht nur wegen den Straftaten hinter ihnen her, sondern erhofft sich bei Ergreifung selber die gestohlene Beute, bekommt allerdings nur Liao einmal kurz zu fassen. Ma lässt ihn auch prompt im Stich und sich selber woanders unter neuer Identität nieder, wo er im Geheimen die kriminellen Handlungen weiterbetreibt. Nach seiner Flucht aus dem Gefängnis stattet ihm Liao einen unwillkommenen Besuch ab...

Hätte man eine deutsche Fassung von The Fugitive vor sich liegen, würde man eindeutig darauf verwetten, dass wie früher üblich das Material nicht viel Gnade vor den Zensoren gefunden hätte. Beziehungsweise die Verleiher sich entschieden, die Regie selber in die Hand zu nehmen und den Film nach ihren Gutdünken und vermeintlichen Publikumsansprüchen bis auf Notwendigste zu trimmen; sprich allmöglich die Handlung zu kürzen.
Genauso wirkt es hier nämlich, Regisseur Chang Tseng – chai hat seine Neigung für recht kurze Werke - zumeist unter 80min - auch hier wieder durchgesetzt und diesmal sogar das passende Skript dafür. Wobei das Endergebnis zwar auch hier und da seine Schwächen aufweist, sich aber ansonsten derartig rapide fortentwickelt, dass man kaum Zeit zum Bemängeln hat.

Anders als bei den von der Laufzeit ähnlich konzisen River of Fury oder The Casino ist hierbei vor allem das Tempo ziemlich hoch; von Beginn weg entwickelt sich eine hit and run Strategie, die zwischendurch nur sehr wenig zum Luftholen kommt und dort meistens den Aufbau für die nächste Actionsequenz erschafft.
Die Einführung mit dem ersten Überfall gibt knapp Konzept und Bedienung vor; folgend geht es dann eine Weile fast wie im Schnellvorlauf, aber wird später etwas zuviel ausgereizt. Man bekommt fortlaufend eher das Gefühl, sich die ganze Zeit mit einem Aphorismus zu beschaffen. Für ewig das letzte Glied einer Gedankenkette ist das Werk aber schon wieder zu lang, ausserdem fehlt die überraschende Wirkung. Die Geschichte nutzt nämlich prägnante und natürlich eben auch standardisierte Punkte für die Skizze seiner Erzählung; etwas dem man leicht nachfolgen und sogar vorausschauen kann. Das die Konzentration eben nicht von etwaigen Gedankenspielen ablenkt, sondern man aufnahmebereit für die Bilder ist.

Derartig stellen sich auch keinerlei Probleme dar; vom ersten Bild weg befindet man sich mit nur notwendigen, aber eben genügenden Informationen in der Handlung und bekommt das Wenige an Zusatz auch schnell nachgeliefert. Dabei wird nur punktuell vorgegangen und nicht die ganze Bandbreite permanent abgetastet; dafür sind auch die Themen passend traditionell und leicht begreiflich: Freundschaft und Verrat, Liebe und Hass, Gut und Böse versteht man auch ohne grosse Details ohne Schwierigkeiten. Die dramatis personae Charaktere dafür müssen nicht lange porträtiert werden, sondern nur klar in ihren Motivationen sein.
Das man dabei unvermeidlich an der Oberfläche bleibt und einzig visuell seine Stärken aufzeigen kann, wird deutlich, wenn einem in der Rasanz die Zügel entgleiten. Vor allem die zwei Zeitsprünge machen den Film noch dünner als er eh schon ist: Schon das Ausblenden von einigen Wochen Knast fällt etwas unangenehm auf, und später ist zwischen zwei Szenen bereits 1 ganzes Jahr vergangen. Sicherlich ist die Off – Zeit insofern irrelevant, als sich zwischendurch nichts verändert. Aber trotzdem wird ein richtiger Einstieg – vor allem in die angerissene Liebesgeschichte mit Ma‘s Patentocher Ming Ming [ Li Ching ] - noch schwerer gemacht, wenn nur Anfangs- und Endpunkt wahrgenommen werden und Raum und Zeit dazwischen verschwindet bzw arg gedrängt ist.

So knapp die offensichtlich konstruierten Prämissen, so deutlich sichtbarer der Akt des Erzählens.
Changs Regie ist diesmal eine reine Stilübung und erfreulicherweise auch mal eine einzig angemessene, um das Sujet samt fehlenden Orientierungsmöglichkeiten und Erklärungen geeignet zu veranschaulichen. Er nutzt nämlich die Montagemechanismen des Italowesterns; samt komplett übernommenem Morricone - Score wird geschwenkt und gezoomt und betont, dass es eine wahre Freude ist und sich als passendes optisches Gegenstück und zugleich Ergänzung der Narration ausdrückt.
Das geschickte Zusammenwirken kennzeichnender Gestaltungsmittel - verkippte Perspektiven, rapider Wechsel von Nahaufnahme und Weitwinkel, Reißschwenks - liefert in seiner auffälligen Instrumentierung den stimmigen Untergrund für die Akzeleration der Gewalt, die ebenfalls wie ein Derwisch vonstatten geht. Unzählige und auch unzählbare Gegner fallen, zumeist erhascht man nur den Blick auf eine blutende Wunde am Kopf und/oder Körper und sofort erwischt es den nächsten. Auffallend hoch ist dabei das Bleigewitter; zumeist wird erst geschossen und sich dann später mit blossen Händen bekämpft. Nachladen ist ebenso Fehlanzeige wie eine annehmbare Wahrscheinlichkeit der Aktionen; selbst wenn man zugutehaltend berücksichtigt, dass man die Gauner anfangs noch lebend will. In der allgemeinen Beschleunigung sind auch hier und da einige nachlässige Patzer zu entdecken; wahrscheinlich ist man selbst in der Nachproduktion so eilend gewesen, dass man ein paar Schläge deutlich sichtbar in die Luft ebenso übersehen hat und wie die klar erkennbare Strohpuppe, die Ma statt dem halbtoten Liao einen Berg hinuntertritt.

Das sollte allerdings in der Ökonomie nicht grossartig stören; die Genrekreuzung funktioniert abseits des etwas flüchtigen Eindrucks prima und stell auch mal eine etwas andere Kombination dar.

7.5/10
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Beitragvon Mic am Di, 21.03.2006, 19:27

King Gambler
Der lokale Spieltycoon Peng Tian Shi [ Chen Kuan-Tai ] möchte gerne den Sifu [ Wong Hap ] von Sha Tong [ Chung Wa ] für seine betrügerischen Zwecke anheuern. Dieser lehnt dankend ab, wofür er mit ausgebrannten Augen bestraft wird und zusätzlich durch falsche Anklage im Knast landet.
Sein Schützling schreitet zur Rache, allerdings mit den Waffen von Karte, Würfel und Mahjongsteinen; zusammen mit zwei seiner Brüder [ Wong Chung und Fan Mei-Sheng ] nimmt er den Falschspieler mit den gleichen Mitteln aus. Als dieser hellhörig wird und mit Gewalt zurückschlägt, holt sich Sha Tong weitere Verstärkung...

Wer nur die nicht selten hingeschleudert wirkenden Gambling Movies von Wong Jing kennt, wird bei Cheng Kangs 76er Top Ten Hit King Gambler umdenken und sich auf eine andere Art Film einstellen müssen. Hierbei wirkt das Sujet nicht nur durch die emphatische Geschichtslektion im Vorspann wie ein Schwergewicht; die einzelnen Plotabschnitte ergeben in ihrem Zusammenhalt eine weitaus breitere und folgenschwerer wirkende Erzählung als üblich. Oftmals kann man sich den Eindruck eines Epos nicht verwehren; Spielen ist hier wahrhaft nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern wird als Metapher und Ausdrucksmittel des Lebens genommen.

Der Grundplot teilt sich in einem Puzzle auf; die einzelnen Akte bekommen jeweils einen Namen zugewiesen, was die Inspiration durch George Roy Hills Der Clou [ 1973 ] noch deutlicher macht.
Der Prolog “Trick of Tricks”, eine Rückblende von 10 Jahren nach Macau, stellt den Antagonisten in seinen ersten Schwindeleien ebenso vor wie den Auslöser der Geschichte.
Die Einführung bedarf ebensowenig eine Erklärung wie der Sprung in die Jetztzeit, allerdings wird es bereits hier etwas voll mit der Personenkonstellation; zumal auch einige Figuren nur wie als unnötige Ergänzung wirken. Spätestens bei Akt #3 “Crock of Crocks” verliert man komplett den Überblick und kann sich nur auf die bereits vorgestellten Charaktere als Sicherung zurückziehen; der Wulst – immerhin rund drei Dutzend Figuren ! - ist sonst zu gross.
Dort wird das Handlungselement nämlich beinahe ins Unendliche potenziert; waren es bisher nur 3 Shas wird jetzt Verstärkung bei den Angehörigen gesucht.

In der Folge trifft der gesamte Sha – Clan vor Ort ein; jeder mit aus seinem Beruf speziellen Fähigkeiten, zusätzlich zu den im Blut liegenden Geschick für Finten.
Ein Politiker, ein Militär, Psychologe, Fälscher, Künstler, Mechaniker und Frauenversteher sind unter anderem nun mit an Bord; die Möglichkeiten für den weiteren Ablauf könnten mittlerweile Stoff für eine ganze Serie ergeben.
Dass man es von der Regie her weiterhin vorzieht, jeden x-Beliebigen mit einem Namen – entsprechendes Schriftzeichen im Bild – zu personifizieren macht die Konzentration auf die praktisch wichtigen Subjekte nicht gerade einfacher.
Das ist dann auch das Hauptproblem des Filmes, der seine Ausbreitung zu energisch vollzieht und dabei kein Maß findet; die Laufzeit könnte ja eben auch ewig weitergehen ohne zu einem Ende zu kommen. Und die einzelnen Teilgebiete wirken dann auch mehr als Segmente; als Episode einer Reihe eben.

Die späteren Variationen der Tricks und Betrügereien gegenüber Peng gleichen sich zwar nicht, sind aber von ihrem Ausgang her absehbar und weniger spannend als schlichtweg unterhaltsam.
Zuerst wird seine Bettmieze Mina [ A Mei-Loh ] zum Gespött gemacht; dann seine Ehefrau [ Chan Ping ] mit einem falschen Prinzenpaar hereingelegt, wobei man gleich ihren Juwelierladen mitausraubt. Dann hetzt man die Polizei wegen illegalen Glücksspiel auf Pengs Club und gipfelt seine Schmach in Akt #4 “Mistake of Mistakes” noch in der Tatsache, dass seine Frau nicht gerade freiwillig mit einem sexgeilen Kaukasier ins Bett hüpft.

Nicht wirklich immer ein grosser Lacher, einige Szenen sind auch nur für den speziellen HK Humor geeignet [ Kinder – Weiturinieren ]. Später fehlt dann auch schon etwas die Schadenfreude, weil Peng selber fast vollkommen passiv wirkt und meistens viel zu spät bzw gar nicht mitbekommt, was nun eigentlich Sache ist. Und auch ebensowenig reagiert; er ist eher als phlegmatischer Spielball dargestellt, der weder böse noch raffiniert erscheint. Während auf der anderen Seite die Sha – Sippe zumindest nach dem Eintreffen wirklich aller Familienmitglieder wie ein grosser, von sich eingenommener und auch ein bisschen arroganter Hühnerhaufen aussieht.

Zum Ende hin zieht es sich dann auch etwas; #5 „Plot of Plots“ und #6 „King of Kings“ arbeiten einzig auf das entscheidende Millionenspiel am Neujahrsabend hin; ab hier lässt auch das Interesse nach. Zu sehr vollgestopft erscheint das bisherige Material und teilweise zu anstrengend auch Chengs Regie. Das Werk ist überinszeniert.
Entnervend sind besonders die zwischenwährende Vorliebe für cross-cutting; dass in seiner teilweise ständigen Präsenz einem schon das Kopfweh bescheren kann sowie auch die andere filmische Betonung [ Schwarz-weiss Aufnahmen, Standbilder, gestalthafte Fixierung von Bewegungsabläufen mit extra Artikulation, unnötige Kamerawechsel, rapide Änderung der Perspektiven ], was zuviel Aufmerksamkeit für vermeintlich aussagekräftige Details am Rande legen möchte und den nötigen Fokus dabei verpasst.

Gut geblufft, aber das Blatt braucht trotzdem bessere Karten.

6/10
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Beitragvon Mic am Do, 23.03.2006, 9:23

Hex VS Witchcraft
Tunichtgut Cai Tou [ James Yi Lui ] wird beim Bescheissen vom Spielhallenbesitzer Brother Nine [ Chan Shen ] erwischt und soll ihm zur Strafe seine Ehefrau [ Leung Jan Lei ] für eine Nacht „bereitstellen“. Cai Tou versucht es mit Alkohol und einem Trick, allerdings wird das Schäferstündchen zu einem Debakel und führt zu Nines Impotenz. Dieser stellt es Cai Tou frei, sich innerhalb von 24h selbst das Leben zu nehmen, da er es sonst übernimmt. Kurz darauf findet Cai Tou allerdings eine Tasche voll Gold sowie einen Totenschrein, was sein leben erheblich ändern soll. Er lässt sich von Lin San [ Yeung Chi Hing ] mit dessen verstorbener Tochter Liu Ai Cui nachträglich verheiraten, damit deren Geist zur Ruhe kommt; dass Gold und ihre frühere Wohnung als Mitgift. Doch ihre Seele ist noch sehr umtriebig...

Zusammenhanglose „Fortsetzung“ vom gleichjährigen Hex, dasselbe Team.
Und keine Horrorkomödie, sondern ein Klamaukfilm mit Fantasyelementen.
Ausserdem eine One – Man – Show von Actor James Yi Lui, der als Loser und Taugenichts hierbei eine durchgeknallte Vorstellung abliefert. In jeder Szene zu sichten trägt er das Sujet als tendenzielle Verbindung nicht nur ganz allein, sondern ist auch entscheidend dafür verantwortlich, dass es funktioniert. Was in dem Fall natürlich bedeudet, dass es lustig ist; auf was anderes kommt es diesmal nicht an.

Die übernatürliche Komponente ist dann auch nicht allein dafür verantwortlich, dass die ersten Lacher kommen, sondern bringt einzig etwas Würze ins Geschehen hinein und stellt dann auch schnell die Struktur des Filmes dar: Von der Konzeption her nur ein narrativer Mehrteiler von Sketchen, aber mit einem zunehmend assoziativen Erzählstrang.
Wobei später die neue Wohnung von Cai Tou sowohl für einen festen Raum sorgt
als auch indirekt dafür, dass der Fortgang in viele, aber nicht alle möglichen Richtungen driftet und schon eine genaueres Programmsegment besitzt. Mit der fortschreitenden Laufzeit der Handlung wird dann auch die Möglichkeit des Einsatzes komplexerer Mittel gesteigert und dramaturgische Versprechen zumindest registriert.

Beobachtet wird die gesamte Zeit der Simpel Cai Tou, wobei in den ersten Minuten eindrücklich dargelegt wird, dass dieser Mann nicht nur Pech im Leben hat, sondern mit seiner eigenen Ungeschicklichkeit und auch Dummheit mitverantwortlich für die ihm passierenden Dinge ist.
So hat er sich selber zuzuschreiben, dass er mit seinem banalen Gemüt von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpert; zu Beginn wird dies bevorzugt über die Niederlagen am Spieltisch nachverfolgt und klargelegt.
Anders als in Clownesken, wo es stets Gewinner und Verlierer gibt, ist hier nur eine Hauptfigur zu finden: Der Verlierer.

Das Gambling – Thema ist bis aufs Ende danach zum Glück auch erstmal passe und wird durch die anschliessende Selbstmord – Sequenz auf hervorragende Weise abgelöst, um sich dann letztendlich doch auf die Geistergeschichte zu versteifen. Die extemporane Stimmung ist durch die nun festere Struktur zwar etwas ausgehebelt, zumal jetzt auch einige Wiederholungen bzw. Variationen bereits vollzogener Elemente auftauchen:
Cai Tou verliert laufend.
Selbst sein einziger Bekannter [ Lam Fai Wong ] haut ihn ständig übers Ohr.
Er ist selbst zu unbeholfen, sich das Leben zu nehmen und wird bei den Versuchen nur wegen Zerstörung öffentlichen Eigentums und Erregung öffentlichen Ärgernisses angezeigt.
Später hat er einen nervigen Nachbarn [ To Siu Ming ], der ihn abends immer auf seiner Pipa behelligt.

Auch wenn die Witze mitsamt inhaltlicher Gemeinsamkeiten dabei teilweise auch noch einmal erzählt werden, liegt es vor allem an dem Mitteln des Slapsticks, auch beim 2ten oder 3ten Mal nur mit einer geringen Abweichung immer noch Erfolg zu haben.
Wild gestikulierendes Herumgerenne, übertriebener Plakativismus und selbstredend auch Derbheiten sind öfters an der Tagesordnung; die running gag Situationen sind aberwitzig und zumeist völlig aus der Kontrolle geraten. Kein subtiles Wortspiel, keine Suche nach unkonventionellen Lachern; sondern aktionsorientierter Humor mit Overacting in nicht immer wohldosierter Menge, aber eben zum richtigen Zeitpunkt. Einzig die wenigen medialen Parodien müssen wegen Unkenntnis des Zielobjektes zu Rohrkrepierern werden; stören aber nicht und machen sowieso die Einzahl aus.

Die verbale Komikebene ist dann auch praktisch tot und wird mit einem köpersprachlichen Schwerpunkt – und teilweise auch Extremen - von Haltung, Mimik und Gestik ersetzt und den stereotypen Charakteren angepaßt.
Die Stewardess ist hübsch, die Putzfrau eben nicht.
Dabei wird auch eine recht rustikale Direktheit und comicstriphafte Pietätslosigkeit im Umgang mit dem Material nicht ausgelassen; so wurde Liu Ai Cui vor ihrem Tode entführt, vergewaltigt und ermordet; was sie dann allerdings nicht davon abhält, sich in andere Personen zu transferieren und durch diese fleissig Sex mit ihrem notgeilen Ehemann zu haben. Deren Körper nutzt.
Wobei das eigene Geschlecht bei Cai Tou dann ebensowenig Begeisterungsstürme hervorrufen kann wie eine Frau ausserhalb seiner ästhetischen Empfindung [ die Putzfrau z.b. ] und zu weiteren Turbulenzen führt.

Die ungezwungene Darstellung von Nacktheit ist dann auch das einzige Merkmal, woran man die Handschrift von Regisseur Kuei Chi Hung erkennen vermag; dessen sonstige Effekthascherei und Gewaltauswüchse hier zugünstigen eines rein schadenfreudigen Sehvergnügens aussen vorbleiben.
Die Gags sind nicht neu und man sieht sie auch kommen, aber die Umsetzung wirkt trotzdem locker und bleibt eben überraschend amüsant und auch sympathisch.

Gefiel.

7/10
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Beitragvon Pommes am Do, 23.03.2006, 23:22

Hallo!
Also ich bin wirklich beeindruckt von deinen Reviews und wollte mich einfach mal für deine Arbeit bedanken. :o
"The Delinquent" steht jetzt auf jeden Fall ganz weit oben auf meiner Wunschliste. :wink:
Außerdem würde mich eine Top 5 Liste deiner Lieblings-Shaws sehr interessieren.
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Beitragvon Mic am Fr, 24.03.2006, 8:25

Pommes hat geschrieben:Außerdem würde mich eine Top 5 Liste deiner Lieblings-Shaws sehr interessieren.


Dafuer kenn ich leider noch zu wenig, um mich festzulegen; zumal ich den Martial Arts Klassikern weniger abgewinnen kann und wirklich ueberzeugende Modern Day Actioner noch nicht haeufig gesehen hab.

Fourteen Amazons duerfte noch ganz weit oben stehen.
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Beitragvon Mic am So, 26.03.2006, 1:47

The Naval Commandos
Zweiter Weltkrieg, 1937.
Die Mannschaft des chinesischen Torpedobootes 102 unter Führung von Hu Jing Duan [ Chi Kuan Chun ] meldet sich freiwiliig für eine praktisch chancenlose Todesmission: Sie wollen den japanischen Zerstörer „Izuma“ ausschalten, der mitsamt der Flotte bedrohlich nahe kommt. Dazu müssen sie erstmal durch einen Minengürtel...

In der Phase des Wechsels von den Blood Brothers Filmen mit Ti Lung und David Chiang hin zu den Five Venoms Streifen wandte sich Chang Cheh kurzfristig dem propagandistischen Kriegsfilm zu; wobei Naval Commandos nicht gerade das Paradebeispiel einer gelungenen Genreabänderung ist.
Die gewohnten Themen sind zwar noch vorhanden, werden aber kaum wirksam ausgespielt, weil der Film einfach zu langsam voranschreitet; es geht quasi erst beim Rückzugsbefehl so wirklich los. Im letzten Viertel also; alles vorher zielt nur auf eine Art Vorbereitung ab, die mehr verbal als tätlich durchgeführt wird und nun wahrlich keine vier Regisseure braucht.

Chang Cheh bekam nämlich Unterstützung von Pao Hsueh – li, Wu Ma und Lau Wai - Ban, wobei fraglich ist, wofür man diese Art von Verstärkung benötigte; hat er doch ganz andere Epen von eigener Hand erschaffen können. Lässt nur die Annahme zu, dass er mit der technischen Seite Unterstützung brauchte oder am Sujet weniger Interesse hatte, wofür auch die mangelnde Intensität sprechen würde.
Dabei passt das Thema selber wie massgeschneidert, besonders die ideellen Zwecke hätten auch mehr Tatendrang verursachen sollen. Ausserdem befindet man sich auch nur die ersten 20min auf hoher See; der Rest wird fast vollständig auf festen Boden ausgetragen und sollte eigentlich nicht wirklich das Problem darstellen. Schliesslich hat er eine gattungsähnliche Erzählung bereits in Anonymous Heroes [ 1971 ] mit weitaus mehr Geschick und Abwechslung zustande bekommen, woran man sich auch wehmütig erinnert. Westliche Vorbilder wie Tobruk oder Die Kanonen von Navarone hat man dann natürlich erst recht verfehlt.

Die Einleitung eröffnet mit einer Jetztsituation, einer mehrminütigen stummen militärischen Vorführung von hochtechnisiertem Material und einsatzbereiten Soldaten, die unter Beobachtung des anwesenden Vizeadmirals An Qi Bang [ Anthony Lau Wing ] eine Bucht entern. Dieser ist sichtlich beeindruckt und hätte sich derartiges Potenzial auch im 2ten Weltkrieg erhofft und sieht dann auch genug nostalgische Motive, sich an die Vergangenheit als junger Mann zu erinnern.
In dem Prolog wird das Schicksal von ihm und dem verstorbenen Captain Hu bereits geklärt; soll für den Spannungsgrad aber keine weitere Bewandtnis haben, da Märtyrertode bei dem Regisseur eh an der Tagesordnung stehen.
Dankbar ist man für die Tatsache, dass nach einer erfolgreichen Durchquerung des Minengürtels das Torpedoboot 102 flugs von den Japanern trotz seiner Tarnung als Fischerboot aufgespürt und hopps genommen wird. Erstmal wird einem spätestens dadurch bewusst, dass die Männer aus dem Land der aufgehenden Sonne hier natürlich klar als die Bösen herhalten müssen; haben sie doch ohne zu Fragen und sich der wahren Identität zu versichern einfach losgefeuert. Und damit eben auch die unliebige Plotoption eines Seemanngarns wörtlich ausser Gefecht gesetzt, das Boot wird nämlich gesprengt, die Männer müssen an Land schwimmen. In der Folge schlagen sie sich nach Shanghai durch und kommen bei Hus Ehefrau und einer befreundeten Krankenschwester unter; was zwar den Männern gefällt, aber die Story nicht voranbringt.
Sowieso braucht man von hier an sehr lange bis zum Showdown, was zumeist mit Verhandlungsgesprächen zwischen An und dem scheinbar übergelaufenen Triaden Master Song San [ David Chiang ] und einem Männlichkeitsritual zwischen Hu und Songs rechter Hand Xiao Liu [ Alexander Fu Sheng ] aufgefüllt wird, die unbedingt wissen wollen, wer der beste Kämpfer ist.

Nichts wirklich Gescheites also, oft auch recht plumb bebildert und nie so richtig für den Fortgang sorgend. Songs Residenz, die als Art Vergnügungszentrum der Japaner unter dem anführenden Hiroda [ Shan Mao ] gilt, stellt nun lange Zeit den räumlichen Fixpunkt des mittlerweile tröpelnden Geschehens dar. Etwaige Konfrontationen tragen sich nur unter den eigentlich Verbündeten selber aus und gelten auch da nur mühsam als Vorwand für wenigstens etwas Martial Arts. Hier und da fällt mal der Satz vom stolzen Chinesen oder davon, dass auch ein vewundeter Chinese den Japanern überlegen ist; aber selbst dort scheint ohne persönliche Überzeugung argumentiert zu werden; von integrierender Funktion nichts zu merken.
In der Strukturaffinität lässt auch die Action auf sich warten. Die fast ausnahmslose Nicht - Artikulation von Superlativen findet nur im Fliegerangriff auf die „Ning Hai“ kurz mal Unterbrechung; wo dann Ti Lung höchstpersönlich als leitender Captain Liang Guan Qin mehrere angreifende Bomber vom Himmel holen darf, bevor er sein Cameo mitsamt des Schiffes aufgeben muss.
Hierbei werden zwar auch einige deutlich sichtbare Modelle genutzt, aber es passiert mal wenigstens etwas und abseits des verkleinerten Maßstabes sieht es auch gar nicht so übel aus. Was aber auch damit zu tun haben kann, dass eine aktive Partizipation der Action Directoren Hsieh Hsing, Lee Ka Ting und Robert Tai ansonsten weitgehend ausfällt.

Erst am typischen Showdown kommen sie vermehrt zum Zuge, dort wird 15min lang die Erstürmung und Sprengung der „Izuma“ von einem Trojanischen Pferd aus bebildert. Wirkungsvoll ist nun nicht zuletzt die Tatsache, dass die Aktion effektiv mit einem schneller pumpenden Herzschlag untermalt wird; die Kampfszenen selber gehen in Ordnung, aber reissen nicht allein den Rest des Filmes im Nachhinein wieder gänzlich raus.
Aber zumindest sieht man hierbei, was daraus hätte werden können, wenn man sich schon vorher mehr hätte einfallen lassen und/oder das Gezeigte hier und da etwas forciert. So bleibt eine Fussnote im Werk von Chang Cheh und den Shaw Brothers gleichermassen, die auch durch die DVD Auswertung nur unwesentlich mehr Mundpropaganda erreichen dürfte.

5.5/10
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Beitragvon Mic am Mi, 29.03.2006, 0:14

Hex after Hex
Tsang Ma Su [ Lo Meng ] heiratet seine hübsche Nachbarin Yeung Suk Yi [ eine unglaublich süsse Nancy Lau ], ohne zu wissen, dass die reale Yi bei einem Autounfall gestorben ist und jetzt von einem Geist ergriffen wurde. Dieser hilft ihm sowohl bei einer drohenden Häuserräumung als auch gegen seinen fiesen Arbeitgeber Johnny Tien [ Lau Dan ], der dafür ebenso verantwortlich ist wie für weitere Schweinereien. Da erkennt sie ihr beim Unfall dabeigewesener Exfreund Mr. Wong [ Law Ho – Kei ] wieder und wird misstrauisch; er engagiert einen Geistervertreiber...

Im Gegensatz zu dem auch nicht gerade mit Vorschusslorberren ausgestatteten Vorgänger Hex VS Witchcraft ist das Sequel wirklich nicht gut und weisst viele der Attribute auf, die auch dem zweiten Teil von Kueh Chi Hungs Hex Trilogie zugeschrieben werden. Wo dort trotz vorhersehbarer, konventioneller und eben überraschungsfreier Gags dennoch eine hohe Anzahl gelungener Lacher erwirkt werden konnte, lässt sich hier kaum einer finden; obwohl man sichtbar die gleiche Methode verfolgt. Man kann dann von der Umsetzung her auch gar nicht so richtig benennen, warum es dort funktionierte und hierbei eben nicht; aber schon der Wechsel des Hauptdarstellers und die rein von der Ausgangssituation primär ernste Geschichte als Unterbau lassen sich dann eben doch schnell als Sündenbock ausmachen.

Diesmal hat man sich mit Lo Meng als Protagonist das komplette Gegensteck zu James Yi Lui ausgesucht; der Vorteil der Abwechslung durch kontrahierendes Benimm und Aussehen ist dann auch schnell aufgehoben, wenn man spitzkriegt, dass Lo Meng alles ist, aber eben kein Komiker. Schon gar nicht als Naturtalent und auch nicht mit der Gabe ausgestattet, über die Optik allein schon amüsant zu wirken. Lo ist einer von Chang Chehs Five Venoms und verfügt über einen prächtig gestählten Körper, aber das reicht wohl nicht aus, um einen auf Humor beruhenden Film zu stemmen und die nur mässig gescheite Witze zu transportieren. Auch der Sympathiefaktor wirkt durch mehrere Tatsachen weitaus geringer als bei Lui; über den konnte man eben auch schadenfroh lachen oder sich auch einzig an der Gestalt belustigen. Bei Lo denkt man sich angesichts der ihm passierenden Situationen die ganze Zeit nur, warum er dem Gegenpart nicht endlich mal eins an Hals klatscht; die Fähigkeiten dazu hätte er vom Körperbau her ja nun mal. Legt er sich doch mal mit jemandem an, zieht er dann auch noch meistens den Kürzeren; super Identifikationsfigur.

Diese Chance lässt ihm das Drehbuch also nicht, auch der restliche Aufbau geht grundsätzlich den Bach runter; obwohl man zugestehen muss, dass der Vorgänger auf dem Papier nicht wirklich cleverer aufgebaut war.
Eher noch im Gegenteil, dort war es ja nur mehr eine Abfolge von unmerklich modifizierten Sketchen; hierbei geht man eben mehr in die Vollen, was Struktur, Handlungsschauplätze und Szenenaufbau betrifft. Es ist zumindest in der ersten Hälfte eine soweit vollendete Geschichte vorhanden, die auch noch einen milden Bezug auf den Vorgänger erschaffen kann und sogar reale Attribute aufweist. Intern sind Fragen des Wohnungsbaus und der Arbeitsplätze von Bedeutung; durch Bevökerungs- und Wirtschaftswachstum und steigenden Bodenpreisen ist nicht mehr allen Flächennutzungsinteressen ausreichend Raum geboten, so daß der Immobilienmarkt zugespitzt ist und bestimmte Schichten der Bevölkerung an den Rand und darüber hinaus gedrängt werden.
Die Interessengegensätze reichen dann auch in die politischen und administrativen Institutionen hinein; eine Petition und anschliessender Streik der gewaltsam evakuierten Bewohner wird von den zuständigen Behörden nur scheinbar registriert. Ein Brite [ !; Verweisung auf 1997 erfolgt auch ] nimmt den verfassten Bestandteil demokratischer Grundrechte an und bedankt sich, und verbrennt die Akte mit anderen hinter dem Rücken der Öffentlichkeit.
Auch der Arbeitsmarkt könnte tiefgreifende Strukturreformen gebrauchen; Tien leitet die Firma als Dikator ohne Rücksicht auf Kündigungsschutz, Tarifrecht und Arbeitszeitregelungen.

Die Anklage an gesellschaftliche Mißstände und der Angriff an aktuelle politische Umstände hat hierbei aber das falsche Medium gewählt, weil das Umfeld dafür nicht stimmt. Ausserdem ist es nur ein sehr kleiner Beitrag; zu wenig präsent und mehr für das folgende Geschehen erheblich als direkt als Satire wirkend. Der Umkehrschluss über eine potenzielle Bereicherung an Möglichkeiten reicht dann auch nicht aus, die restlichen Mankos zu überspielen, sondern hat dann eher noch einen nachteiligen Effekt durch die Handhabung. Der Film lärmt nämlich, ist laut und auf die Dauer auch anstrengend; hat eben kein ruhenden Pol, weil er ständig am Springen ist. Einen drohenden Vorgeschmack darauf gibt schon allein der wahrlich unsägliche Vorspann; wonach man dann das Schlimmste auch schon überstanden glaubt, dem zwar auch so ist, aber es sich nur unwesentlich bessert.

Die Belästigung kommt vor allem daher, dass man krampfhaft und mit allen Mitteln mimischer oder gestischer Extreme die Pointen sucht; man sieht dem Produktionsteam richtig beim Arbeiten, eben dem Erschaffen grotesker Modifikationen zu. Besonders in der zweiten Hälfte versucht man das über ein Trickspektakel: Zwei Exorzismen werfen die Effektschiene an, später wird sogar noch eine Thomas Jefferson Statue lebendig.
Dies hat aber ebensowenig Erfolg wie die wenigen Parodien, die mittlerweile auch sehr antiquiert erscheinen; fraglich ob damals die harmlosen Star Wars Bezüge grosse Knaller waren. Zwei Verlinkungen hat man zum produktionseigenen Studio der Shaw Brothers selber gemacht sowie noch spezieller zu Shaolin Temple und Lau Kar Leung. Der letztere bekommt seine Hommage über den Namensähnlichen Lau Gia Lin [ = der Exorzist ] zugewiesen, Witz komm raus.

Dass man von Seiten der Macher nicht so genau weiss, was rechtens ist und was eben nicht bekommt man dann noch heftiger zu spüren, als plötzlich ein armer, alter geschundener Mitarbeiter der Firma tatsächlich Selbstmord begeht; auch am Ende ist jemand wirklich tot, was wohl kaum für Heiterkeit sorgt.
Der Film ist nicht nur dann das Äquivalent zu einem traurigen Clown; nichts ist schlimmer als eine unlustige Komödie.

3/10
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Beitragvon Mic am Do, 30.03.2006, 21:52

Invincible Shaolin
DT: Das Höllentor der Shaolin
General Xu [ Johnny Wang Lung-wei ] „bittet“ die drei besten Kämpfer der North und South Shaolin zu sich an den Hof; sie sollen die Manchu Soldaten trainieren. Während die North mit Xu Fang [ Sun Chien ], Bao Shanxiong [ Lu Feng ] und Yang Zhangfei [ Chiang Sheng ] wirklich ihre Recken entsenden, schicken die South nur milde fähige Männer. Die dann im Kampf um den Posten „Vorgesetzter oder Assistant“ auch vorgeführt werden; und den Hof auch nicht mehr lebend verlassen, da sie Xu heimlich umbringt.
Dem South Shaolin Master Mai Qi [ Chan Shen ] wird allerdings vorgegauckelt, dass sie von den North getötet wurden; als dieser erneut drei Leute entsandt und die ebenfalls im Sarg zurückbekommt, schlägt er einen anderen Weg ein:
Sein Triumvirat aus He Xingwu [ Philip Kwok ], Zhu Zhangcheng [ Lo Meng ] und Mai Feng [ Wai Pak ] wird zu speziellen Wing Chu und Mantis Lehrmeistern geschickt bzw von ihm selber dezidiert ausgebildet, um nach erfüllter Lehre die Rache zu vollziehen...

Es gab Zeiten im HK Kino, da galten derartige Prämissen nicht als Vorwand für Action, sondern für Trainingseinheiten; wurden die späteren Kombattanten doch erst für den Kampf überhaupt gedrillt und entsprechend vorbereitet. Vor allem Ende der 70er Jahre war diese Methode recht beliebt und entwickelte ein regelrechtes Subgenre, zu dem unter anderem auch die Klassiker Die 36 Kammern der Shaolin und Sie nannten ihn Knochenbrecher gezählt werden können.
Invincible Shaolin bedient sich gleichfalls dieses Themas und multipliziert die Zahl der Lernenden noch um 3 und kann damit nun wirklich fast den gesamten Film mit Trainingsstunden ausfüllen; etwas wo manchem vielleicht die Augen vor Begeisterung aufgehen werden, aber der andere eher gelangweilt ist.

Das simple Schema kennt man ja und anderem beim Schwitzen und Stählen zuzusehen hört sich eigentlich genauso wenig prickelnd an wie es ist; das wenige drumherum gilt nur notdürftig als Alibi und kann von seiner Warte aus nur einen äusserst dünnen Unterbau bieten.
Interessant ist dann auch nur die Frage des Ausganges, weswegen man dann eben doch dranbleibt; in der Hinsicht wurde durch die Einleitung gute Ansätze geschaffen.
Grund dafür ist vor allem der Perspektivenwechsel; der Umschnitt von den Männern der North Shaolin hin zu den anfänglichen Verlierern der South und die spätere Konzentration auf diese sorgt für eine gewisse Neugier auf den Ausgang. Zumal beide Seiten mit nicht immer hehren, aber zumindest verständlichen Motiven ausgestattet sind und das Böse hierbei auch ein ganz anderes Gesicht hat.
Als Primärgrund für die schweisstreibenden Anstrengungen gilt logischerweise die Rache, der in den ersten 20min dann scheinbar auch genügend Aggressionsmaterial geliefert wird.

Diese einleitende Episode ist wahrlich nicht die spannendste des Filmes und verwirrt mit einer Vielzahl von – selbst für den Kundigeren nun wahrlich gleichaussehenden - Personen, die erst vorgestellt und dann aber zum Grossteil schnell wieder aus der Handlung geschrieben werden. Letztlich ist man fast dankbar sowohl für die Streichung einiger Akteure als auch den Umschwung hin zu den drei Lehrmeistern und ihrer Ausbildung, da sich aus dem Prolog weiter nichts ergibt. Die wenigen Zwischenschnitte an den Hof des Generals sind dann auch durchweg plumper Natur und scheinen einzig dafür zu dienen, die North Shaolins nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Diese sind mittlerweile nämlich auch misstrauisch wegen ihrer plötzlich verstorbenen Gegner geworden und ermitteln deswegen, zumindest auf dem Papier. Ausserdem lacht sich jeder eine Frau an. Die meisten der Szenen sind ohne Anmut und bewegen sich noch nicht einmal in attraktiv wirkenden Kulissen; sowieso werden die wenigen Locations schnell eintönig, vom Interieur her sorgt man nie für eine Augenweide. Da hat man schon mehr Anstrengung bei den Ausstattern bemerkt und willkommen geheissen; einzig bei der Anfertigung von Styroporfelsen und Plastikhimmeln hat man sich hier ausgetobt.

Auch der Beweggrund für den Finalkampf wirkt sehr schwach; weder die Aufgestachelten noch die Hereingelegten kommen bis zum Schluss partout nicht auf den wahren Hintergrund und lassen sich in ihrer Beschränktheit bis dahin wie Marionetten lenken. Die Durchsichtigkeit des Generals Xu ist dabei ebenso offensichtlich wie natürlich das letzte Aufbäumen des sterbenden Mai Qi am Totenbett, der nichts anderes zu tun hat als in seinen abschliessenden Worten noch das Versprechen auf Rache bis zum Tode von seinen Schülern abzunehmen. Richtige Identifikationsfiguren bei den so Vorgeführten, die mit etwas Überlegen auch jederzeit die Chance zum Aussteigen wahrnehmen könnten, werden so auch nicht geboten. Zumal die Venoms Truppe nicht gerade die subtilsten Darsteller sind und auch eher dumpf und unempfänglich agieren.
Als Ausnahme davon gelten einige wenige humoristische Elemente sowie speziell Chiang Sheng, der auch mal etwas flippiger erscheinen darf.

Das Training selber weist ebenfalls einige gute Momente auf; abseits der ungewöhnlichen Strafmassnahmen Rührei und Gartenarbeiten ist die gewohnte Umformulierung von einfachen zu immer schwerer werdenden, aber eben nur leicht varriierten Übungen immer noch ganz sehenswert.
Auch der Showdown birgt durch schwarz/weiss Subsequenzen der Fortbildung – noch durch Zeitlupen betont – einige gelungene Akzente in sich und macht dort rückwirkend einen guten Eindruck. Zumindest für den Moment. Eine längere Beeinflussung auf die Wahrnehmung des Zuschauers sollte der Film mangels Tiefgründigkeit eigentlich nicht haben dürfen; weswegen auch der propagierte Kultstatus eher ungewöhnlich erscheint.
Zu selten griff man auf das Stilmittel einer richtigen Narration zurück; zu deutlich das veranschlagte Prinzip einer "Let's practice" - Varieteshow.

6/10
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Asia Maniac
 
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Beitragvon Quick_Draw_Katsu am Fr, 31.03.2006, 9:17

ich bins ja gewohnt, das ein Film nach dem anderen von dir entwertet wird. Aber hier ists dann doch zuviel des Guten imho
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