Midsomer Murders Series 15 - Written In The Stars(...)So richtig zum Leben erweckt sind auch der Rest der anwesenden Figuren nicht, stellt sich keine richtige Emotion zu ihren Bemühungen der Existenz – darunter vielerlei mögliche Aufhänger wie geheime oder verbotene Liebschaften, auch die von entweder verheirateten oder noch jungfräulichen und vom Vater argwöhnisch beobachteten Frauen – oder auch ihres Ablebens ein. Fatalerweise sind ausgerechnet die Akte des Todes noch mit die am Entscheidensten, mal mit dem Speer aus dem Hinterhalt und mal mit einer scharf geschliffenen Diskusscheibe zum Durchtrennen der Halsschlagader und so doch ein wenig außerhalb der Gewöhnlichkeit inszeniert.
Der Rest befindet sich unter einer großen Glocke, quasi
under the dome, indem es kein Weg nach Draußen und nur das kleine Innere, das eigentlich beschauliche englische Dörfchen außerhalb von Fortschritt, aber auch außerhalb anderer Einflußfaktoren und so nur den speziellen Ermittlungsfall gibt. Die Vergangenheit zählt mehr als die Gegenwart, wirkt auch das Befassen mit den Sternen, mit der Mathematik, mit Entspannungsmethoden, – die man eigentlich nicht braucht, weil es Alles entspannt ist – immer recht obskur und konstruiert, auf schon wieder interessante Art etwas trocken wie altes Bisquit und geschmacklos wie zu oft aufgekochter Tee. Das Universum und das Multiversum und die britische Phantasieprovinz, in der das Puppendorf von Verdächtigen in seiner ganz eigenen Geschwindigkeit durchwandert und die Stellungen und Reputationen der antiquierten Bevölkeurng auf mögliche Motive hin und der Aufenthalt als Abgleich zur Tatzeit hin abgeklopft wird.
Midsomer Murders Series 15 - The Sicilian Defence(...)So wie der scheinbar erste Mord gar keiner, sondern nur ein Koma ist, so verhält es sich auch mit vielen anderen Gegebenheiten hier im englischen Klein-Seelen-Nest. So hat man sich auch hier wieder wie so oft ein klares Thema als Aufhänger für all die Niedereien und Anschläge auf das Leben gesucht, spielt das Schach und sein ausgetragenes Turnier allerdings nur am Rande und nicht wie vorherrschend die diversen anderen Festivalitäten und Freizeitaktivitäten der Region in der ersten Reihe der Aufmerksamkeit mit. Angenehmerweise wird auch das Personal nacheinander und immer im Zusammenhang und so in Ruhe statt im allgemeinen Gruppenzwang der Aufregung vorgestellt, was die jeweiligen Beziehungen deutlicher, interessanter im Ausdruck und plausibler für weiteres Vorgehen macht. Ein Konstrukt mit altbewährten Motiven und genug
plotpoints für Verzweigungen und Ablenkungen, das noch zusätzlich mit tatsächlich um die Ecke schiessenden Pointen und Twists, gen Auflösung dann auch mit etwas Absurdität und Irrsinn im Blick angereichert wird. [Die Auflösung inkl. Augenrollen und Füßestampfen mindert den Gesamteindruck schon bedingt.]
Selbst die Dialoge wirken frischer, die Führung der Schauspieler und ihrer Dramaturgie agil, werden Emotionen nicht nur behauptet, sondern tatsächlich auch mimisch und gestisch artikuliert und so von allen Seiten und Parteien aus gelebt. Das Tempo ist vergleichsweise hoch, ohne sich durch die Erzählung zu mähen, sondern die Augenblicke wirken zu lassen und eminent zu formulieren. Gespenstisch die Eröffnung im verwunschenen Wald, in der die Jungfrau ganz in Weiß von ihrem vermeintlichen Tet-a-tet abgehalten wird. Nahe dem Horror, zumindest im Rahmen der Serie der Angriff auf einen gleichsam minderjährigen Jungen, der allein in der Wohnung seiner Mutter von Schatten, vermuteten oder tatsächlichen Eindringen in das Haus und heftigen Klopfen und Rütteln an der Wohnungstür aufgeschreckt und eingeschüchtert wird.(...)
Midsomer Murders Series 15 - Schooled in Murder(...)Zum Ausklang der
Season wird noch einmal die bewährte, hier durchaus im positiven Sinne gemeinte Regelmäßigkeit der Serie gepflegt; der ruhige, von allerlei Geheimnissen und Motiven und Konflikten der kleinen Dorfgesellschaft gewürzte Aufbau der Krimidramaturgie, die durch die Morde selber nur das i-Tüpfelchen erhält. Bewegen tut man sich diesmal trotz eingearbeiteter Sicherheiten im Konzept auch wieder im Interesse des geneigten Publikums, dass keine wahrhaftigen Aufreger, sondern nur ein wenig verbale Spitzfindigkeiten unter all der britischen Society, den Mikrokosmos von Neidern und Tradierten und Fremdgehern in mehrerlei Sinne verfolgen will. Der Widerspruch von den als blaß und prüde verschrieen Engländer(innen), der Widerspruch zwischen Erfüllung eines jahrhundertalten Moralkodexes, der hier gar schriftlich festgehalten ist zur Veränderung in der Wirklichkeit und Gegenwart und unterschiedliche Lebensvorstellungen als Aufheizer für Wortgefechte und körperlich ausgetragenen Streit und hinterhältige Morde, deren klassische
who-dun-it Methode wahrscheinlich auch noch bis in alle Ewigkeit für weiteren Stoff anhält.