Bin sehr angetan. Ist kein Actionkracher. Die Ballereien sind selten, aber gut. Ist eher ein stellenweise noirischer Thriller. Alles rund um den Krankenhausbesuch ist, vor allem auch optisch, absolut genial. Das ganze Szenario hat ein wenig was von Blade Runner, Die absolut abgewrackte Großstadt, in der es fast kein Leben gibt, nur Elend und Leere. Sieht alles fantastisch aus. Auf der großen Leinwand wäre das ein Fest gewesen. Manchen ist es vielleicht zu viel Gelaber, aber das ist dann eben wieder typisch koreanisch. Gibt den Charakteren mehr Tiefe und man kann sich mit den Jungs sehr gut identifizieren. Dazu kommt ein sehr charismatischer Bösewicht, ein Phantom, das nie richtig greifbar ist, mal plötzlich auftaucht, dann wieder nicht, wenn man's erwartet. Ein schönes Katz-und-Maus-Spiel. Etwas mehr gepflegte Action hätte ich mir dennoch gewünscht, denn manchmal bremst sich der Film fast aus und kriegt gerade noch so die Kurve. 8/10
(...) "This is a nightmare, right? How could this be real?" Regisseur Yoon baut erst die Figuren auf und nebenher die Welt, die Stadt unter ihrer Dunstglocke, als Coming-of-Age und Dystopie; ein Folgen der in ihr lebenden und ein erneutes Heranführen des aus dem Gefängnis kommenden und dort drei entscheidende Jahre verbringenden, der Blick auf den Gesellschafts- und Industriemüll hier ist gleichzeitig bekannt als auch neu und gleichzeitig minimal futuristisch als auch zum Genre des Actionthrillers speziell mit dem Thema Überfall charakteristisch und so variiert und trotzdem zugehörig. Der aus dem Knast ist auch der Gefährlichste der Drei, die Umstellung abrupt, das Leben in der Kriminalität hinter Gittern dafür bekannt und die Handhabung geschult. Er hat seine Ideen, er hat seine Flausen und die Connections; die Anderen haben keine Perspektiven. Die Leute sind (oder wirken) jung, sie sind nicht von Grund auf böse, sie sind nicht professionell und sie versuchen es nicht bei den Banken, sondern einem illegalen Casino; es herrscht von Beginn des Vorhabens an eine nervöse und deswegen unwohle Grundstimmung, die nicht nur die Beteiligten, sondern auch den bloß Zusehenden miteinbezieht und bald die ganze hässliche Welt von den Beinen hebt: kurz vor dem Waffenkauf und der Umsetzung der Vorbereitung kippt die Kamera in die Schräge und dann in die Über-Kopf-Perspektive, dann pumpt die Tonspur und das Herz gleich mit. Ein kurzer Moment des Zögerns kommt dann noch und folgend ein kurzer Moment des Glücks.
"Is it supposed to be this loud?" Die Schüsse sind laut, knallend, teils erschreckend, oftmals wird einzeln, aber dann direkt auf den Kopf gezielt. Gewehrfeuer ertönt beim Training, beim Überfall, bei der Flucht, beim Vorstellen des Jägers, der sich auf die Fährte der Räuber setzt, der schon vorher eine ganze Lagerhalle voll mit Leichen hat und bald die ersten Fragen stellt und die ersten Antworten erhält. Der Film erzählt das lang, zweistündig, auch mit Wiederholungen (des Traumes und des Zieles der jungen Männer bspw.) und auch mit einer Stop-and-go Dramaturgie, mehr mit innerer Anspannung und Entspannung als rein über bloßen Druck und Tempo. Die Farben sind karg, rot als Signalgebung öfters und in gleich mehrfacher Hinsicht, sonst existiert nur ein Grau-in-Grau, welches Zeichen der Kargheit und der Ärmlichkeit hier ist. Der Ansatz der Jagd ist auch ein anderer, mehr wie im Horrorfilm, wird auf Bedrohung und Verängstigung gesetzt und mit dem auserkorenen Ziel 'gespielt': Der Weg zum Auto mit den Waffen erscheint ewig lang, das Auto selber funktioniert nicht mehr, man braucht 'Stunden', um einen zweiten Wagen zu starten, der währenddessen lauthals Alarm schlägt, dann gehen die Lichter im Parkhaus aus, man findet den Ausgang nicht usw. Der Jäger verunsichert und setzt eine Paranoia, die den Schrecken ohne Ende und am Ende nur den Tod oder gleich die ewige Hölle verspricht.